Trennung vom Job verarbeiten
In meiner Arbeit mit arbeitssuchenden Menschen habe ich etwas entdeckt, das ich bei mir selber sehen konnte. Als ich damals einen Job nach 18 Jahren Firmenzugehörigkeit freiwillig beendet habe, haben sich verschiedene Gefühle gezeigt, mit denen ich so nicht gerechnet hatte.
Und dieses Phänomen kann ich bei meinen arbeitssuchenden Kund*innen auch sehen. Sie kämpfen Tag für Tag dafür, endlich ihren neuen Traumjob zu finden. Viele von ihnen leider vergeblich. Und wenn ich ihnen zuhöre, habe ich bei vielen ein bestimmtes Gefühl: dass sie die „Trennung“ von ihrem alten Job noch nicht verarbeitet haben.
Trennungsphasen nach dem Job
So bin ich auf der Suche im Internet auf diesen Artikel gestoßen, der die 5 Phasen der Trauer nach Kübler-Ross verwendet, um die Trennung in einer Beziehung zu verarbeiten. https://www.lernen.net/artikel/trennung-verarbeiten-5-phasen-8-heilmittel-4825/
Ursprünglich beziehen sich diese Phasen auf die Trauer um einen geliebten Menschen. Die Beziehung, die viele von uns mit dem Beruf eingehen und eingegangen sind, haben sich sehr oft über viele Jahre aufgebaut – vor allem Menschen der Generationen „Baby Boomer“ (Geburtsjahre ca. 1955 – 1969) und „X“ (Geburtsjahre ca. 1969 bis 1979) sind einem*r Arbeitgeber*in sehr lange loyal geblieben. Wochenstunden von mindestens 40 bis weit darüber hinaus, die wir im Büro verbracht haben, haben uns geprägt, an das Unternehmen gebunden, Beziehungen zu Kolleg*innen aufbauen lassen.
Und dann kommt irgendwann der Moment, wo man sich von diesem Unternehmen trennen muss oder will. Entweder aufgrund einer betriebsbedingten Kündigung, aus gesundheitlichen oder aus persönlichen Gründen. So unterschiedlich die Gründe auch sein mögen, sie lösen alle in den meisten Fällen ähnliche Gefühle bei uns aus.
Bewusst loslassen, um sich auf das Neue konzentrieren zu können
Auch wenn wir vielleicht froh sind, nicht mehr dort sein zu müssen, weil wir sonst kaputt gegangen wären, hinterlässt so eine Trennung nach vielen Jahren doch noch seine Spuren. Fälschlicherweise denken wir, dass wir nahtlos weiter funktionieren können. Und selbst wenn wir bereits einen neuen Job gefunden haben, kann der alte Job nachwirken. Und für all jene, die noch keinen neuen Job finden konnten, kann eben der Grund darin liegen, noch nicht losgelassen zu haben, sich nicht mit der Trennung auseinandergesetzt zu haben.
Ich möchte daher die 5 Phasen der Trauer von Kübler-Ross auf die Jobsituation umschreiben, und die im Artikel erwähnten „Heilmittel nach einer Trennung“ für Jobsuchende anpassen.
Der Schmetterling darf sich weiter „ent-wickeln“
Ganz im Sinne der Raupe, die zum Schmetterling wird, ist es bei jeder Veränderung wichtig, die „Ent-Wicklung“ zuzulassen. Wir befinden uns im Leben nämlich nicht nur einmal in der Phase der Raupe. Jede Situation erfordert, dass man sie loslässt und sich so der Möglichkeit einer „Weiter-Ent-Wicklung“ immer wieder öffnet.
Trennung verarbeiten – die 5 Phasen der Trauer (nach Kübler-Ross)
Phase: die Verleugnung
Phase: die Wut
Phase: das Verhandeln
Phase: die Depression
Phase: die Akzeptanz
Heilmittel nach einer Trennung (nach lernen.net)
Auf der Suche nach möglichen Lösungen, wie mit Trennung umgegangen werden kann und die auch auf die Jobsituation umgelegt werden kann, bin ich auf lernen.net auf 8 „Heilmittel nach einer Trennung“ aufmerksam geworden. Aufbauend auf diese Vorschläge, möchte ich meine Erfahrungen in jedem Punkt mit euch teilen:
Vertraue dich Freund*innen und Familie an!
Hier ist es wichtig genau zu wissen, mit wem man über die Trennung spricht. Die Familie will natürlich nur das beste für einen, aber verarbeitet in einem anderen Rhythmus als Betroffene. Entweder schneller und es kommen „gute “ Ratschläge wie „das wird schon wieder“, oder „sei doch froh, es war nicht das richtige für dich“. Oder sie haben es selber noch nicht verarbeitet und wenn Betroffene in dem Prozess schon weiter sind, kann es sein, dass man dann eher den*die andere trösten muss oder erklären muss, dass man nicht anders entscheiden konnten. Bei Freund*innen ist es vielleicht einfacher darüber zu reden. In jedem Fall ist es wichtig, dass man selber schon bereit dazu ist zu reden und sich Ratschläge anzuhören. Am besten natürlich wäre es, keine Ratschläge zu bekommen sondern jemanden zu finden, der*die nur zuhört. Wie das beispielsweise bei einem Coach möglich ist. Diese Investition lohnt sich auf jeden Fall.
Lebe deine Gefühle aus!
Damit du weiterkommst, ist es wichtig, alle Gefühle zu akzeptieren, die kommen. Da kannst du dich wieder an die 5 Phasen der Trauer von Kübler-Ross anlehnen.
Fange an zu schreiben!
Du kennst das sicher noch aus frühen Jugendtagen, wie das Schreiben in einem Tagebuch dich von so mancher Last befreit hat. Auch deshalb, weil das Tagebuch geduldig war und du dir keine Antwort erwartet hast. Das kannst du jetzt wieder gut für dich nutzen. Egal, ob du ganz einfach drauf los schreibst, einen Blog startest oder mit einem vorgefertigten Coaching-Tagebuch aus dem Handel beginnst – es wird dir guttun, deine Gefühle niederzuschreiben, etwas aktiv für dich zu tun, dir so bewusst zu werden, wo du gerade stehst im Loslass-Prozess.
Suche einen Sinn in der Trennung!
Ja, ich weiß, das klingt sehr gewagt, weil man ja womöglich leidet – vor allem wenn man die (Arbeits-)Beziehung nicht von sich aus gelöst hat. Aber dennoch hilft es hier weiter zu schauen und zu denken. Nach Kübler-Ross wärst du hier schon in der Phase der Akzeptanz bzw. könntest du diese Phase schneller erreichen. Es geht nicht (nur) darum, da schnell wieder rauszukommen, aber einen sinnvollen Weg zu finden, mit der Trennung umzugehen. War die Beziehung vielleicht sowieso nicht mehr so, wie du es dir vorgestellt hast, und du bist irgendwie froh – wenn auch traurig – dass es zu Ende ist. So eröffnen sich jetzt neue Wege für dich, die du vorher nicht gesehen hast oder nicht möglich waren. Beginne wieder zu träumen! Mache (wieder) Dinge, die dir Spaß machen! Dazu kann dir auch die Erkundung deines Ikigais hilfreich sein. Dazu habe ich schon einen Blog-Artikel geschrieben.
Orientiere dich neu!
Das gelingt dir, wenn du einen neuen Sinn gefunden hast und eine neue Aufgabe durch die neu gewonnene Energie. Sei es, dass du dich in neuen Netzwerken bewegst, oder dir eine Auszeit gönnst, um dich im Klaren darüber zu werden, was dein nächster Schritt ist. Dazu passt auch dein Ikigai, das dir deinen Weg, dein Ziel zeigt.
Genieße jeden glücklichen Moment bewusst!
Auch wenn es am Anfang noch schwierig ist, „zwinge“ dich zum Glücklichsein, bis es wieder ganz normal ist, so zu fühlen. Du kannst zum Beispiel ein Positiv-Tagebuch führen oder ein Glücksglas verwenden, wo du zumindest eine positive Sache aufschreibst, die dir an einem Tag passiert ist. Zumindest eine! Es dürfen und sollen auch mehr sein.
Trenne dich (nicht) von Erinnerungsstücken!
Lass los und fang wieder an zu flirten – mit deinem neuen Job!
Ja – genau! Du hast dich nun mit allen wichtigen Schritten auseinandergesetzt, kennst die 5 Phasen der Trauer, hast diese verstanden und überwunden, konntest dich mit lieben Menschen austauschen, hast wieder angefangen an den Sinn deines Lebens zu arbeiten und deine Werte und Stärken wiederentdeckt. Es wäre jetzt zu schade, wenn die Welt nicht von dieser tollen Persönlichkeit erfahren würde, die du bist! Eine starke Persönlichkeit, die den Schmerz für sich transformiert hat und jetzt weiß, wie sie gestärkt aus schwierigen Situationen wieder rauskommt und weitergeht. Jetzt bist du bereit für die nächsten Schritte: suche deine*n neuen Arbeitgeber*in und sei dir sicher, dass du sie mit deiner neu gewonnen Ausstrahlung umhauen wirst 🙂
Ich wünsche dir viel Spaß beim Flirten mit deinem neuen Job!
Alles Liebe, Klara.