IKIGAI ist ein Konzept aus Japan und bedeutet übersetzt „den Sinn des Lebens finden“. Mit vier spannenden Fragen kannst du für dich herausfinden, was dich jeden Morgen aufstehen lässt und dich motiviert, bestimmte Dinge zu tun.

Wie finde ich mein IKIGAI?
In ihrem Buch „IKIGAI – The Japanese Secret to a Long and Happy Life“ beschreiben die Autoren García und Miralles, wie du mit der Beantwortung der Fragen „was du gerne und gut machst“, „was die Welt braucht“, „wofür du auch bezahlt werden kannst“, dein IKIGAI findest. Daraus ergibt sich dann zuletzt ein Bild, wer du bist oder wer du sein möchtest.
Am besten ist, du nimmst ein Blatt Papier und zeichnest vier Kreise wie oben abgebildet. Danach kannst du die Fragen und die Überlappungen in die Kreise hineinschreiben.
Meine Leidenschaften
Was liebe ich & Worin bin ich gut
Schreibe dir nun auf, was du liebst und worin du gut bist. Daraus ergeben sich deine Leidenschaften. Ein Beispiel: du liebst es zu kochen und bist auch gut darin. Oder ein bestimmter Sport, oder Freizeitbeschäftigung, oder ehrenamtliche Tätigkeit, oder dein aktueller Job, oder von allem etwas.
Das können aber auch voneinander (noch) unabhängige Leidenschaften sein. Beispielsweise gibt es einen Kindheitstraum, den du wieder für dich entdeckst und das eine Sache ist, die du liebst. Aber vielleicht bist du noch nicht ganz so gut darin – das wäre eine potenzielle Leidenschaft, die ich auch aufschreiben würde. Warum, werden wir zum Schluss sehen.
Meine Aufgaben
Was liebe ich & Was braucht die Welt
Du liebst es, Menschen zu unterstützen, und das ist zugleich auch etwas, was die Welt braucht. Als erstes fällt uns womöglich eine ehrenamtliche Tätigkeit ein. Es kann aber genauso gut etwas sein, wofür wir bereits bezahlt werden – oder Potenzial hat, dass wir dafür bezahlt werden könnten. Schreibe sie auf! Das sind deine Aufgaben.
Meine Berufung(en)
Was braucht die Welt & Wofür kann ich bezahlt werden
Du tust bereits etwas, das die Welt braucht und kannst auch dafür bezahlt werden – perfekt! Du tust vielleicht etwas, das die Welt braucht, aber wirst noch nicht dafür bezahlt – das kann ein verstecktes Potenzial für eine zukünftige Berufung für dich sein.
Meine Berufe
Wofür kann ich bezahlt werden & Worin bin ich gut
Hier schreibst du beispielsweise alle Berufe und die damit verbundenen Fähigkeiten auf, die du jemals hattest. Denn darin bist du sicher gut und wurdest ja auch schon dafür bezahlt. Auch hier kann es sein, dass sich ein Talent (worin bin ich gut) versteckt und du plötzlich entdeckst, dass du noch nicht dafür bezahlt worden bist, weil du nie danach gesucht hast.
Das ist nun dein IKIGAI
Jetzt ergibt sich ein klareres Bild für dich, nachdem du alle vier Fragen beantwortet und die vier Überlappungen beschrieben hast. Dein IKIGAI ist in der Mitte der Überlappungen sozusagen die Antwort auf alle Fragen, die den Sinn deines Lebens ausmacht. Wenn nur eine Frage nicht im Zusammenhang mit den anderen Fragen beantwortet werden kann, bist du noch auf der Suche.
Ein Beispiel: Du arbeitest im Krankenhaus, schon seit Jahren, machst also etwas für die Gemeinschaft und bist gut darin, und wirst auch dafür bezahlt. Aber du liebst es nicht (mehr). Du hast also dein IKIGAI nicht erreicht, denn du bist in der Früh nicht motiviert, aufzustehen und deinen Job im Krankenhaus auszuüben. Was am Anfang womöglich sinnstiftend für dich war, hat sich im Laufe der Zeit verändert. Eine neue Leidenschaft, die du aufdecken konntest, ist vielleicht, speziell mit Kindern oder mit älteren Menschen zu arbeiten. Um wieder den Sinn und den Spaß in deiner Tätigkeit und in deinem Leben zu finden, könntest du dich beispielsweise umschulen lassen auf Kinder- oder Altenpflege.
Wir haben zu Beginn eine potenzielle Leidenschaft aufgeschrieben – ein Kindheitstraum, eine Sache, die wir zwar lieben, aber worin wir noch nicht gut sind. Wenn uns diese Sache wichtig ist für die Erfüllung unseres Lebens, dann werden wir alles dafür tun, darin gut zu werden. Daher ist zuerst das Bewusstsein darüber wichtig, um sich dann Ziele und Schritte zur Umsetzung zu setzen.
Arbeitsbedingungen überprüfen
Wenn du dich auf der Suche nach deinem IKIGAI machst, ist es auch ganz wichtig, die Arbeitsbedingungen für dich zu hinterfragen. Vielleicht passt in deinem jetzigen Job alles – nur möchtest du viel lieber in einem kleinen statt einem großen Team arbeiten. Oder du möchtest in Zukunft weniger Verantwortung übernehmen und Teil eines Teams sein, statt Teamleiterin. Auch wenn wir nicht immer den perfekten Arbeitsplatz bekommen, kann die Auseinandersetzung mit diesen Fragen uns dabei helfen, genauer zu wissen was wir wollen, indem wir wissen, was wir nicht wollen.
IKIGAI ist ein Prozess
Den Sinn des Lebens finden, das ist für viele von uns etwas Großes, vielleicht ewig Mystisches. Und vielleicht fiel es uns bis jetzt schwer, uns damit auseinanderzusetzen, weil wir Angst davor hatten, etwas zu entdecken, was auf ewig in Stein gemeißelt sein müsste. Aber der Sinn des Lebens kann sich immer wieder verändern. Weil wir neue Themen in unserem Leben entdecken oder uns mit neuen Menschen umgeben. Daher ist die Beschäftigung mit der Sinnsuche mit IKIGAI ein Prozess. Für manche kann Veränderung beängstigend sein. Da das ganze Leben aber aus Veränderung besteht, ist es besser, sich rechtzeitig mit seiner eigenen Flexibilität auseinanderzusetzen. Das hilft auch, sich immer wieder seinen eigenen Stärken bewusst zu werden.
„Sowohl als auch“ statt „entweder-oder“
Ich selber habe im Leben sehr oft in entweder-oder gedacht. Es gab immer nur eine mögliche Antwort – was nicht dazu passte, musste gestrichen werden. IKIGAI hat meinen Blick auf Potenziale neu geschärft. Es verstärkt sogar den Gedanken „sowohl“ eine Sache, „als auch“ eine andere (Leidenschaft) gleichzeitig auszuleben – wenn sie für mich Sinn machen. Die Auseinandersetzung mit dem Sinn des Lebens ist die Aufdeckung von Dingen, die wir ohnehin in uns haben. IKIGAI wird dir vielleicht Neues zeigen. Aber zumeist sind es Dinge, die du schon lange machst. Es geht hier vor allem darum, dir versteckte Potenziale wieder ins Bewusstsein zu holen und damit dein Leben positiv zu verändern.